Neunzehnhundertachtundsechzig

lesen & diskutieren von dutschke bis marcuse, etc.


Frieder Nake

Winter 18/19, University of Bremen

Dienstag 16-18, Universität, MZH 1260

Beginn 30. Oktober 2018

Noch schreiben wir das Jahr 2018, noch also sind es gerade 50 Jahre nach den Revolten der akademischen Jugend, nach den Großdemonstrationen gegen den amerikanischen Krieg in Vietnam, gegen die Rassendis-kriminierung in den USA, gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in der CSSR, gegen die Notstandsgesetze in der BRD, gegen die verkorkste Sexualmoral in Deutschland und vieles mehr – noch können wir den künstlichen Schnitt der Zahl von 50 Jahren als den Aufhänger für Betrachtungen nehmen, die uns als Menschen – also als geschichts¬bewusste Lebewesen in gesellschaftlichen Umständen – auszeichnen.
Die langen 1960er Jahre markieren – so die Aachener Ausstellung "Flashes of the Future. Die Kunst der '68er oder die Macht der Ohnmächtigen" – das innovativste Jahr¬zehnt des zwanzigsten Jahrhunderts. Das mag man mit Fug und Recht bezweifeln. Eine Aussgage aber ist es, die zu denken geben mag. Die Kunst explodiert damals geradezu in alle Richtungen, während die jungen Generationen die überkommenen und konservierten Werte angreifen, anzweifeln, umstülpen.
Im vergangenen Sommersemester 2018 hatten wir den 200. Geburtstag der Übergestalt Karl Marx (5.5.1818) zum Anlass für einen Lesekreis genommen. Einen Lesekreis von allesamt unvoreingenommenen Laien, die sich gelegentlich etwas vornehmen aus purem Interesse heraus, was immer schon heißt: aus einer kritischen Haltung der Welt und sich selbst gegenüber. Die Diskussionen, die wir in jenem Kreis führen konnten, ermutigen mich dazu, im nun auf uns zu gekommenen Wintersemester 2018/19 etwas Ähnliches zu versuchen. Diesmal soll es um Aspekte jener 50 Jahre seit 1968 gehen. Einen bunten Strauß an Texten werde ich vorlegen und mit ihnen einen ebenso bunten Strauß an Themen. Der schlichte Vorschlag ist, uns in jeder der Wochen des Lesekreises einen Text vorzunehmen und zu behandeln. Das "Behandeln" soll folgende Aktivitäten umfassen:

  • wir lesen den jeweils anstehenden Text im Voraus, wenigstens verschaffen wir uns einen Eindruck von ihm (die Texte werden relativ kurz sein, sie sollen Anregung für unser eigenes Nachdenken und Diskutieren darstellen, vielleicht mit gebremster Spekulation),
  • wir nehmen etwas aus der Biografie von Autor / Autorin zur Kenntnis (vorbereitet durch eine von uns),
  • wir studieren und diskutieren den Text selbst, betreiben kritisches Textstudium,
  • eine von uns erzählt, wie sie oder er den Text empfunden hat, was er oder sie hervorheben möchte, und das diskutieren wir (die beiden letzten Formen sollen sich, wenn es geht, abwechseln)

Vielleicht schaffen wir es, von den Sitzungen kurze inhaltliche Protokolle anzufertigen (eine Seite, nicht mehr), ein paar allgemeine, vor allem aber unsere besonderen Aspekte hervorkehrend. Vielleicht übernehme ich das.
Wer können unsere Autoren sein? Der Titel des Seminar deutet schon etwas an. Ich brauche noch Zeit für die Auswahl. Eine Andeutung aber: Dutschke, Marcuse, Peter Schneider, Gerd Koenen, Slavoj Zizek, Cohn-Bendit, Kurlansky, Die Phantasie an die Macht!, Berlin 1968, verschiedene Sammelbände, ...