Algorithmisch Zeichnen

eine Woche mal ganz anders


Frieder Nake

Summer 2019, Hochschule für Künste Bremen

Gruppe 1: 14. bis 20. Juli 2019, je 10 bis 17 Uhr | Gruppe 2: 21. bis 26. Juli 2019, je 10 bis 18 Uhr, HfK 2.11.100

Beschränkt zunächst auf 15 Teilnehmende! Dann aber ausgedehnt. *** Lest, bitte, dazu unter "Credit" mehr!***

Klar: was Menschen tagtäglich tun, ist nahezu immer und überwiegend nicht-algorithmisch, also nicht berechenbar. Klar ist aber auch: Wenn Menschen sich vornehmen, eine menschliche Tätigkeit zu algorith-misieren, dann gelingt ihnen das irgendwie, in irgendeinem, vielleicht auch eingeschränkten Sinne. Einiges, mehr oder minder vieles dessen, was menschliche Tätigkeit auszeichnet, mag gelingen, algorithmisch formu-liert zu werden. Wenn und soweit es gelingt, kann eine Maschine es dann auch ausführen. Damit wir uns nicht missverstehen: nahezu nie wird die bisherige menschliche Tätigkeit nun maschinell stattfinden. Nein und nie! Der Computer wird nicht intelligent werden und die Zeichenmaschine wird nicht zeichnen wie Horst Janssen oder Albrecht Dürer. Aber der Computer hat den Schachweltmeister geschlagen (weil Schach ein triviales Spiel ist). Und etliche programmierte Bilder hängen in Museen.
Keine Angst, um solche, vielleicht ein wenig theoretisch erscheinenden Hintergründe wird es in unserem Workshop nicht ständig gehen, am Rande aber doch gelegentlich, wenn wir ein wenig nachdenken wollen. Das ist die Geschichte: Peter von Maydell gibt seit langem in jedem Sommer, wenn die wöchentlichen Lernangebote zu Ende gegangen sind, einen Workshop im Zeichnen. Mit Kugelschreiber macht er das, vielleicht ein bisschen komisch, doch das ist seine Spezialität. In diesem Sommer aber macht er etwas anderes. So hat er mich gefragt, ob ich nicht einspringen möchte. Mit Freuden habe ich geantwortet: klar, ich springe.
Ich kann aber gar nicht zeichnen. Ich verstecke mich hinter Maschinen. D.h. ich stehe für eine Zukunft, die schon begonnen hat. Sie hat für mich 1963 begonnen. Oben seht Ihr ein ziemliches Monstrum von einer Maschine, wie sie damals waren. Die habe ich programmiert und daraus ist die algorithmische Kunst hervor-gegangen. Jetzt lade ich Euch ein, Zeichnungen zu denken, die die Maschine dann ausführen soll. Das kann einmal Euer Laptop sein mit seinem Bildschirm. Das soll aber auch ein kleiner spitteliger Zeichenapparat sein, wie man sie heute für ein paar hundert Dollar kaufen kann. Vielleicht so wie das kleine Ding hier im Bild.
(es fehlt ein Bild)

Wir werden also betrachten, was eine algorithmisch gezeichnete gerade Linie ist. Auch was eine algorithmi-sche Kreislinie ist. Wir werden andere Linien betrachten, etwa Schraffuren und Texturen, dazu ein wenig zu Komposition, das eine und andere jedenfalls. Wir werden "Programme" schreiben, kleine, die heißen hier "Sketch", werden diese Pro¬gramme in Processing notieren und zum Laufen bringen.
Es soll eine herausfordernde, dichte Woche werden, aus der heraus Ihr dann ein kleines Projekt machen sollt, zum Abschluss und für die Punkte. Eure Ergebnisse können wir auf einem Stiftplotter, einem kleinen Gerät bis A3 Format, zeichnen lassen. Einer von Euch (Alexander Lehmann) wird dazu technische Hilfestellung geben. Es soll locker zugehen, entspannt, aber eben auch konzentriert. Ihr solltet neben dem Workshop nichts anderes parallel buchen. Denn das bringt wenig. Workshop ist Workshop. Wir werden uns am Dienstag in der Kunsthalle alte algorithmische Zeichnungen zeigen lassen.